Who says I can’t
Eine mystische, amish anmutende Welt umfängt den Betrachter im Musikvideo „Who says I can’t“. Synje Norland verriet, was der Titel ihres dritten Albums für sie bedeutet…
Mit „Who says I can´t“ legte die norddeutsche Sängerin 2016 ihr drittes Album vor. Synje spielte alle Instrumente – außer des Cellos – selbst ein. Sie möchte selbst bestimmen, wie ihre Musik klingt – und gründete ihr eigenes Plattenlabel „Norland Music“. Synjes Kompositionen lassen sich vor allem in keine Schublade stecken. Verspielt, wehmütig, wagemutig, hauchzart, durchzogen von Brüchen und Kontrasten, flirren die elf Songs durch den Sommer.
Das traumschöne Video erweitert und vertieft den Song um eine Dimension. Drei Schwestern, ein Cellist und ein Pferd wandeln durch eine nordische Landschaft. Die Geschichte visualisiert und umspielt die zarte Lyrik des Songs. „Who says I can´t“ wird dabei zu einer Hommage an den Mut: Es lohnt sich, Neues auszuprobieren, neue Welten zu erforschen oder in die Vergangenheit einzutauchen… Synjes nordische, kühle Schönheit und die raue und karge Welt der Landschaft verschmelzen in glasklaren Bildern. Die Kulisse dafür lieferte die dänische Insel Møn.
„Ein guter Song ist der Soundtrack zu meinem Leben“
The-invisible.me: Was inspiriert dich zu einem Song?
Synje: Langeweile ist eine Quelle der Inspiration für mich: Einfach aus dem Fenster starren und die Gedanken kreisen lassen… zugegebenermaßen komme ich dazu nicht mehr so oft, seit ich Mama bin.Thematisch haben meine Songs immer etwas mit mir zu tun: Manchmal inspirieren mich Satzfragmente, von denen ich zum Teil nicht weiß, woher sie kamen. Beim nächsten Mal ist es die Begegnung mit einem Menschen. Oft sind es einfach persönliche Lebensfragen.
T-i.me: Hat dein letztes Album „Who says I can´t“ eine übergeordnete Botschaft? Und wenn ja – was hat sie mit dir zu tun?
Synje: Es fällt mir schwer, mich einem Style zu verschreiben und musikalisch konsequent in eine Richtung zu gehen. Allerdings wird genau das heute von einem Künstler erwartet. Im Grunde verkaufen sich CDs nicht über die Musik, sondern über ein Image. Das finde ich extrem schade, denn dadurch wird Musik zum Kalkül und vorhersehbar. Für das neue Album wurden mir daher viele schlaue Tipps gegeben. Nach dem Motto: Komm, wir machen die deutsche Sia aus Dir! Für mich besteht die Herausforderung aber nicht darin, die Kopie von jemandem zu sein. Mir geht es darum, meinen eigenen Sound zu finden und meinen verschiedenen Persönlichkeiten einen musikalischen Raum zu geben. Auch wenn der andere Weg mit Sicherheit einfacher wäre. Der Albumtitel „Who Says I Can’t?“ ist deshalb auch ein Kampfschrei zur Selbstbehauptung.
T-i.me: Wie könnte man die Symbolik des Videos zum Song interpretieren?
Synje: Ich möchte dazu gar nicht viel sagen, denn wie auch bei meinen Songs ist es mir wichtig, dass sich jeder selbst in meiner Kunst sehen und wiederfinden kann. Zu viele Erklärungen stören da nur… Allerdings hat Anja Zander, von der die Idee zum Video stammt, und die dieses auch umgesetzt hat, ganz wundervoll meine multiplen Persönlichkeiten aufgegriffen, wie ich finde.
T-i.me: Welches sind die wichtigsten Attribute, die ein guter Song für dich haben muss?
Synje: Früher war ich der Ansicht, dass ein guter Song auch ohne großes Arrangement nur mit einer Gitarre funktioniert. Mittlerweile sehe ich das etwas anders. Ein guter Song bringt mich zum Tanzen, Lachen oder Weinen. Lässt mich nachdenken, verändert etwas in mir. Ein guter Song ist der Soundtrack zu meinem Leben in dem jeweiligen Moment.
T-i.me: Welches sind Deine Zukunftsvisionen für deine Musik?
Synje: Ehrlich gesagt mache ich mir gerade viele Gedanken darüber, wie ich mich in Zukunft musikalisch aufstelle. Drei Alben in Eigenregie zu veröffentlichen kann ganz schön an den eigenen Reserven zehren – künstlerisch und finanziell. Wenn man darüber hinaus auf einmal die Verantwortung für ein Kind trägt,
bleibt einfach „Less time for bullshit“… Ich denke, die Zeiten des physischen Albums sind vorbei – auch wenn ich das sehr traurig finde. Der aktuelle Trend geht klar zu digitalen Einzeltracks – leicht verdauliche drei Minuten. Es wird zwar immer eine Nische geben, in denen auch komplette Alben ihren Platz finden.
Aber ob sich darauf eine Karriere aufbauen lässt? Schwer zu sagen…
T-i.me: Gab es für dich eine Alternative zur Musik? Oder hat sich dir diese Frage nie gestellt?
Synje: Im Prinzip hat sich die Musik für mich einfach ergeben. Gezielt darauf hingearbeitet hatte ich bis zur Arbeit an meinem ersten Album nie. Ein Schritt führte zum nächsten. Als kleines Mädchen wollte ich Tierärztin werden. Als ich etwas älter war, fand ich einen Job im Hotelgewerbe spannend – weil ich gerne
reisen und andere Länder entdecken wollte. Ich zog sogar nach München und fing dort im Kempinski eine Ausbildung an. Doch nach drei Monaten war für mich klar, dass das nichts für mich ist. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass ich irgendwann nochmal etwas in der Richtung mache. Denn ich bin unglaublich gerne Gastgeberin und mag die Begegnung mit Menschen. Wenn sich das Ganze dann noch mit Musik machen, Landluft und Torten backen verbinden ließe: perfekt.