„The end of meat“: Interview zum Dokumentarfilm mit Marc Pierschel

 

Dokumentarfilmer Marc Pierschel stellt in seinem neuen Film „The end of meat“ die Frage: Wie kann eine Gesellschaft aussehen, in der Tiere nicht länger als Mittel zum Zweck genutzt werden? Marc Pierschel entwirft die Vision einer Welt, in der die Bedürfnisse von Tieren respektiert werden. Zu Wort kommen Philosoph*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen. Ein neuer Ansatz für eine Welt, in der Tiere nicht mehr gegessen werden, ist z.B. das Züchten von „Cultured meat“.

Seit Mitte September 2017 läuft „The end of meat“ im Kino. Zum Film gab es eine Konferenz, auf der Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen und Philosoph*innen mit dem Publikum in regen Austausch kamen.   Mehr zum Film und Marcs Einsteigertipps für vegane Ernährung erfahrt ihr in unserem Interview.

The-invisible.me: Marc, „The End of Meat“ ist dein bisher größtes Filmprojekt. Kannst du uns erzählen, wie es dazu kam?

Marc Pierschel: Die Idee zu dem Film enstand bereits bei meinem letzten Film „Live and Let Live“: Ich hatte den Interviewpartner*innen die Frage gestellt, wie sie sich die Zukunft des Mensch-Tier-Verhältnisses vorstellen. Es waren sehr spannende Antworten dabei. Als vor einigen Jahren die vegane Bewegung in Deutschland an Fahrt aufnahm und das Thema plötzlich in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurde, ist die Idee für den Film konkreter geworden. Wenig später habe ich zu drehen begonnen.

The-invisible.me: Wann und warum hast du persönlich angefangen, dich für vegane Ernährung zu interessieren? Seit wann lebst du vegan? Und wie hat dein Umfeld reagiert?

Marc Pierschel: Ich bin mit 17 Jahren Vegetarier geworden. Das war noch vor Zeiten des Internet. Als ich dann zum Studium nach Münster gezogen bin, habe ich andere Veganer*innen kennengelernt – die mir bestätigt haben, dass Pizza mit Hefeschmelz (der selbstgemachte Käse von damals) mindestens genau so lecker sein kann. Die ersten Kostproben überzeugten mich – seither lebe ich vegan. Mein Umfeld hat etwas ratlos und mit den üblichen Vorurteilen reagiert, aber das war in gewisser Weise hilfreich: Ich habe angefangen, mich mit dem Thema Ernährung noch weiter auseinander zu setzen.

The-invisible.me: Was ist das Besondere an Cultured meat, das im Film vorgestellt wird? Welches sind die Vorteile – und evtl. sogar noch unerkannte Risiken davon? Was spricht dafür, was dagegen, Cultured meat im großen Stil herzustellen?

Marc Pierschel: Cultured Meat bedeutet: Es werden Zellen von einem Tier entnommen – durch eine Biopsie, die dem Tier nicht weiter schadet. Diese Zellen werden in einer Nährlösung vermehrt. Das Verfahren ist natürlich aufwändig. Und birgt auch gewisse Probleme. Momentan forschen sehr viele Unternehmen an dieser Technologie. Der Vorteil: Man erhält ein Produkt, das auch die Fleischesser*innen überzeugen kann, die bisher mit pflanzlichen Alternativen nicht zu überzeugen waren. Momentan scheint der Energieverbrauch noch fast so hoch zu sein wie bei ‚herkömmlich‘ produziertem Fleisch, aber das Verfahren ist ja noch in der Entwicklung. Aber: Auch Cultured meat wird eine schlechtere Ökobilanz haben als pflanzliche Produkte.

The-invisible.me: Dein Buch „Vegan“ ist seit seinem Erscheinen 2011 bereits in der 7. Auflage erschienen. Was ist dir an dem Thema besonders wichtig? Sollten alle Menschen deiner Meinung nach vegan leben? Oder möchtest du eher sensibilisieren?

Marc Pierschel: Mein Buch war als Ratgeber gedacht – quasi eine Art „Überlebenshandbuch“ für Veganer. Allerdings hat sich seit dem Erscheinen vor 6 Jahren so viel verändert, dass ich es vor kurzem grundlegend überarbeiten musste. Es war nie einfacher als heute, sich vegan zu ernähren. Und es kommen ständig neue Angebote dazu.

The-invisible.me: Was würdest du Menschen raten, die sich für das Thema interessieren, aber bisher noch die üblichen Vorurteile zum Thema Veganismus (z.B. „man bekommt Mangelerscheinungen“ oder „es gibt keine gute Auswahl beim Essen“ haben?

Marc Pierschel: Das Thema Mangelerscheinungen sollte durch jede Menge Sportler*innen widerlegt sein, die vegan essen. Natürlich kann man sich als Veganer*in – ebenso wie als Fleischesser – falsch ernähren. Daher macht es Sinn, sich mit ausgewogener Ernährung zu beschäftigen. Mittlerweile gibt es über 200 vegane Kochbücher – mein Tipp: mit einem Einsteigerkochbuch beginnen.

The-invisible.me: Was planst du für die Zukunft?

Marc Pierschel: Gerade bin ich auf Kinotour mit meinem aktuellen Film. Danach plane ich einen Urlaub, bevor es mit einem neuen Projekt weitergeht – vermutlich ein weiterer Film.